Das solltest du über Recycling wissen (2024)

Als übergeordnete Instanz muss die Politik Anreize schaffen und Recycling für alle Beteiligten attraktiver machen. Dabei muss auch die Industrie zur Verantwortung gezogen werden, bei der Produktion auf nachhaltige, gut recycelbare Produkte zu achten. Schließlich kann der Endverbraucher mit seinem Konsumverhalten sowie bei der Mülltrennung helfen, die Recyclingquote von Verpackungen weiter zu erhöhen.

Politik: setzt bereits strengere Recyclingquoten an

Zum 1. Januar 2019 trat das neue Verpackungsgesetz in Kraft, das deutlich höhere Quoten für das Recycling von Verpackungen ansetzt, speziell für Kunststoffverpackungen: Seit 2019 müssen 58.5 Prozent des Plastikmülls recycelt werden, ab 2022 dann sogar 63 Prozent. Nochmal zur Erinnerung: Mit einer Recyclingquote von rund 56 Prozent im Jahr 2019 haben wir damit die neuen Vorgaben des Verpackungsgesetzes knapp verfehlt.

Hinzu kommt, dass die Europäische Kommission die Bemessung der Recyclingquote geändert hat: Diese wird zukünftig nicht mehr danach berechnet, was bei den Recyclinganlagen ankommt, sondern vielmehr, was am Ende auch wirklich recycelt wird. Unter dieser neuen Berechnungsgrundlage hätten wir 2019 nur 44 Prozent des Plastikverpackungen recycelt. "Insofern sind die 63 Prozent ein ordentlicher Schritt nach vorne, der auch dazu führen wird, dass wir die Maßnahmen, an die Kunststoffe zu kommen, nochmal verbessern müssen", sagt Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).

Zusätzlich gilt ab dem 1. Januar 2021 ein neues Finanzierungsinstrument auf EU-Ebene: Der Mitgliedsbeitrag der EU-Staaten wird seitdem unter anderem nach dem Anteil des nicht-recycelten Kunststoffabfalls bemessen. "Auch das wird die Mitgliedstaaten dazu motivieren entsprechende Politiken einzusetzen, die den nicht recycelten Anteil an Plastikmüll zu vermindern", betont Umweltstaatssekretär Flasbarth.

Neben der bereits beschlossenen Erhöhung einer Recyclingquote wird auch eine Rezyklat-Quote für Kunststoffprodukte diskutiert. Diese soll vorschreiben, dass etwa Kunststoffverpackungen mit einem Mindestanteil an recyceltem Material hergestellt werden. "Man muss dahin kommen, dass der Nichteinsatz von Rezyklaten gerechtfertigt werden muss", sagt Eric Rehbock vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung beim Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2019. Gleichzeitig müssten aber auch die Hürden für den Einsatz von Rezyklaten gesenkt werden, betont Rehbock. Zum Beispiel sollten die Anforderungen an die Haltbarkeit von Kunststoffverpackungen reduziert werden.

Industrie: muss recyclingfreundliche Produkte herstellen

Gerade bei Lebensmittelverpackungen müssen sich Hersteller an bestimmte Mindeststandards wie Haltbarkeit und Gesundheitsverträglichkeit halten. Allerdings haben sie auch einen gewissen Spielraum. So können sie durch durch die Gestaltung einer Verpackung direkt beeinflussen, wie gut ein Produkt recycelbar ist oder nicht.

Produkte sollten zum Beispiel möglichst aus einer Kunststoffsorte bestehen. Denn mehrlagige Kunststoffe sind im Recyclingprozess kaum voneinander zu trennen. Ein Beispiel sind mehrschichtige Folien, in denen Fleisch in der Kühltheke eingeschweißt ist. Sie werden von den Recyclinganlagen direkt aussortiert und kommen in die Müllverbrennung. "Diese Folien sind meist fünf bis elf-schichtig. Es würden aber auch drei Schichten reichen, um die Mindestanforderungen für Lebensmittelverpackungen zu erfüllen und den Recyclingprozess zu erleichtern", sagt Thomas Probst, Kunststoffrecycling-Experte vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung.

Ein weiteres Beispiel sind Joghurtbecher oder Margarine-Schalen mit Papierbeschichtungen. "Der Verbraucher erkennt kaum, dass hier noch eine dünne Schicht Papier auf der Kunststoffverpackung aufgetragen wurde", erklärt Probst. Diese Schicht verleihe der Kunststoffverpackung lediglich eine schönere Haptik. Das Problem: Das Papier wird direkt auf den heißen Kunststoff aufgetragen und ist im Recyclingprozess nicht mehr davon zu trennen. "Die Papierfasern wirken sich also äußerst negativ auf die Qualität des Rezyklats aus", sagt der Recyclingexperte.

Auch die Farbwahl spielt für das Recycling eine wichtige Rolle: Helle oder farblose Kunststoffe sind besser als bunte und dunkle. Aus Letzteren entsteht nämlich graues Recycling-Plastik, das beim Weiterverarbeiten nur noch dunkler überfärbt werden kann. Die Einsatzmöglichkeiten für solche Rezyklate sind stark begrenzt. Obwohl Getränkeflaschen aus dem Kunststoff PET eigentlich sehr gut recycelt werden können, sind beispielsweise braune PET-Bierflaschen aufgrund ihrer Färbung also problematisch. Schwarzes Plastik wird von den Infrarot-Scannern der Sortieranlagen übrigens gar nicht erst erkannt. Etwa schwarze Duschgels können deshalb nicht nach ihrer Kunststoffart getrennt werden. Sie fallen meist direkt aus dem Recyclingprozess heraus und werden verbrannt.

Die gute Nachricht: Das Verpackungsgesetz stellt seit 2019 auch Ansprüche an die Hersteller, die konkret auf das Produktdesign abzielen. Je einfacher sich eine Verpackung recyceln lässt, desto niedriger fällt der finanzielle Beitrag aus, den Hersteller per Gesetz für die Entsorgung von Verpackungen zahlen müssen.

Verbraucher: Mülltrennung bleibt das A und O

Alles was im Restmüll landet, wird überwiegend verbrannt oder landet auf Deponien. Je besser Verbraucherinnen und Verbraucher ihren Müll also trennen, desto mehr davon kann am Ende auch recycelt werden. Denn Fakt ist: Ob Plastik, Glas, Aluminium oder Papier - nur getrennt gesammelte Wertstoffe werden am Ende auch recycelt.

Schließlich kann auch der Verbraucher darauf achten, recyclingfreundlich verpackte Produkte zu kaufen. Ein Beispiel sind Sonnencremes: Diese gibt es mit und ohne Sprühaufsatz. Schon in der Herstellung ist dieser energie- und ressourcenaufwendig. Und beim Recycling muss der Sprühkopf erst in all seine Einzelteile zerlegt werden.

Das solltest du über Recycling wissen (2024)

FAQs

Was ist wichtig beim Recycling? ›

Richtig zu recyceln ist einfach. Es ist wichtig zu wissen, welche Tonnen es gibt und wie diese befüllt werden dürfen. Leichtverpackungen (LVP) aus Kunststoff, Alu, Weißblech oder Verbundsmaterialien. Altpapier, also Papier, Kartonagen und Verpackungen aus Pappe oder Karton.

Warum Recycling wichtig ist? ›

Klar ist: Recycling ist eine der besten Möglichkeiten, um unsere Umwelt zu schützen und Ressourcen zu sparen. Durch die Wiederverwendung von Materialien und Produkten, die sonst im Müll landen würden, können wir Mülldeponien reduzieren und gleichzeitig Energie und Rohstoffe sparen.

Welchen Sinn hat Recycling? ›

Der verbleibende Abfall wird nach Brennwert sortiert und als Ersatzbrennstoff eingesetzt – auf einer Deponie landet somit kein Restmüll mehr, was für die Umwelt eine enorme Entlastung bedeutet. Das Recycling dient hauptsächlich der Schonung von Ressourcen und Umwelt.

Wie kann man am besten Recycling? ›

Wir haben 9 praktische Tipps für Sie, die Sie sofort umsetzen können!
  1. Trennen Sie Ihren Müll. Das klingt besonders logisch aber leider ist die Mülltrennung oft gar nicht so einfach. ...
  2. Machen Sie aus Ihrem Biomüll Kompost. ...
  3. Hübsche Verpackungen recycelen. ...
  4. Kaufen Sie recycelte Produkte, wenn es möglich ist!

Was für Arten von Recycling gibt es? ›

Arten und Materialien des Recyclings
  • Papierrecycling.
  • Kunststoffrecycling.
  • Glasrecycling.
  • Metallrecycling.
  • Elektronikrecycling.

Wie kann man am besten recyceln? ›

Besser recyceln: 9 Tipps für die korrekte Mülltrennung
  1. Keine Pizzaschachteln ins Altpapier. ...
  2. Keine Kassenzettel ins Altpapier. ...
  3. Leere Brot- und Brötchentüten gehören ebenfalls nicht ins Altpapier. ...
  4. Verpackungen nicht ineinander stecken für den Gelben Sack / die Gelbe Tonne.
Sep 14, 2020

Was ist das Problem mit Recycling? ›

Hauptproblem: Die Qualität. Das Hauptproblem beim Kunststoff-Recycling: Recyceltes Plastik ist fast immer minderwertiges Plastik. Und das Recycling funktioniert gut nur bei bestimmten Sorten Plastik, nämlich denen, die sich schreddern und schmelzen lassen, um dann in neue Formen gepresst zu werden.

Was passiert wenn man nicht recycelt? ›

Plastik, das entweder im Restmüll entsorgt wurde oder nicht recycelbar ist, landet in der Regel in der Müllverbrennung. Der Großteil wird in Müllverbrennungsanlagen verfeuert, die oft in kommunaler Hand sind. Möglichkeit zwei ist die Verbrennung in Kraftwerken für Ersatzbrennstoffe (EBS).

Was wird am meisten recycelt? ›

Besonders hoch sind die Recyclingquoten in Deutschland für Elektrogeräte (100 Prozent), Papier und Pappe (99 Prozent) und Bioabfall (97 Prozent). Für Hausmüllrecycling liegt die Recyclingquote in Deutschland 2019 bei 70 Prozent.

Was heißt Recycling übersetzt? ›

Substantive
recyclingder Rücklauf Pl.: die Rückläufe
recyclingdie Verwendung Pl.: die Verwendungen
recyclingdie Wiedereinbaufähigkeit
recycling [TECH.]das Recyceln auch: Recyclen kein Pl.
10 more rows

Was ist besser als Recycling? ›

Upcycling ist noch nachhaltiger als Recycling, weil Abfallströme – einschließlich der vorhandenen Deponien – in langfristige Rohstoffquellen für die Industrie verwandelt werden und dadurch der Bedarf an frischen Rohmaterialien reduziert wird.

Was sind Recycling Produkte? ›

Beim Recycling (gelegentlich als RC abgekürzt) bzw. bei der regenerativen Abfallverwertung werden nicht mehr gebrauchte Produkte und Materialien wiederverwertet, indem sie vollständig oder teilweise zu Sekundärrohstoffen aufbereitet werden.

Was ist das Ziel von Recycling? ›

Recycling ist wichtig für umweltbewusste Nachhaltigkeit und um die Menge an Abfallprodukten auf der Welt zu verringern. Statt neue Rohmaterialien zu verwenden, ist das Ziel von Recycling wie z. B. beim Recycling von Kunststoffen, nur das zu verwenden, was bereits hergestellt wurde.

Wie funktioniert eine Recycling? ›

Wie funktioniert Recycling? Beim Recycling werden Produkte meist in ihre Einzelteile zerlegt. Dadurch entstehen Rohstoffe, die wieder zu neuen Produkten zusammengefügt werden können. Zum Beispiel werden Einweg-Plastikflaschen beim Recycling zusammengepresst und geschreddert.

Was kann man gut recyceln? ›

Stoffliches Recycling funktioniert gut bei Glas, Metallen und Papier/Karton. Die Recyclingquote für Glas liegt über 80 Prozent, die erneute Nutzung spart große Mengen Energie. Auch die Rücklaufquote für Papier lag 2009 über 80 Prozent.

Welche Schritte gibt es beim Recycling? ›

Fünf Schritte zum Recycling
  1. Materialanalyse. ...
  2. Organisation des Recyclingprozesses. ...
  3. Pilotversuch. ...
  4. Wirtschaftlichkeitsprüfung. ...
  5. Erfolgreiche Zusammenarbeit.
Dec 15, 2021

Was ist das Problem beim Recycling? ›

Hauptproblem: Die Qualität

Das Hauptproblem beim Kunststoff-Recycling: Recyceltes Plastik ist fast immer minderwertiges Plastik. Und das Recycling funktioniert gut nur bei bestimmten Sorten Plastik, nämlich denen, die sich schreddern und schmelzen lassen, um dann in neue Formen gepresst zu werden.

Warum ist es wichtig Kunststoffe zu recyceln? ›

Darum lohnt sich das Recycling von Kunststoff

Denn Kunststoffabfälle sind kein Müll, sondern ein wertvoller Sekundärrohstoff. Wird dieser wiederverwendet, schont dies aufgrund folgender Vorteile die Umwelt: ersetzt Neuware – nicht erneuerbare Ressourcen werden geschont.

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